Diese Worte berühren mich zutiefst, weil sie meinen Lebensweg sehr gut beschreiben. Von meinem 5. Lebensjahr an begleitete mich das Klavier mit viel Vergnügen, aber auch als steiniger harter Weg, mit täglichem mehrstündigem Üben, Prüfungen und Konzerten im Kindesalter.
Später kam noch die Orgel mit meinem Berufsleben dazu:
Mein Alltag war sortiert, geordnet und voll durchgeplant mit „unterrichten, üben, reisen, konzertieren“.
Doch ich wollte immer mehr, als „nur einen BACH im Konzert möglichst perfekt abspulen zu können“. Schon im ganz jugendlichen Alter machte ich gerne Klavierabende in Verbindung mit Literaturlesungen und Konzerte mit passenden Bildern zur Musik. Mein Gefühl drängte mich immer nach einem Gesamtkunstwerk, das den Menschen in seiner Seele berührt und eine Transformation bewirkt.
Viele Uraufführungen, die ich spielte, bestätigten mich dann in meinem „Bauchgefühl“, als mir die Komponisten auf meine Frage „Ist das so gespielt, wie sie es wollen“, antworteten, „spielen sie so, wie sie es spüren“. Mit dieser Antwort stellte sich für mich die gesamte historische Aufführungspraxis infrage – was hätten wohl auf diese Frage ein Bach, Beethoven oder Mozart geantwortet?
Für mich war das ein Aufruf, meinen persönlichen Weg zur Authentizität in der Interpretation zu gehen. Zahlreiche Ausbildungen, die zur Bewusstseinserweiterung führen, ließen mich übergeordnete Zusammenhänge erkennen, die ich heute in meiner Akademie unterrichte und mit meiner Foundation den nächsten Generationen weitergeben möchte.
Unsere Wünsche sind Vorgefühle der Fähigkeiten, die in uns liegen. Vorboten desjenigen, was wir zu leisten imstande sein werden. Was wir können und möchten, stellt sich unserer Einbildungskraft außer uns und in der Zukunft dar. Wir fühlen eine Sehnsucht nach dem, was wir schon im Stillen besitzen. So verwandelt ein leidenschaftliches Voraus ergreifen das wahrhaft Mögliche in ein erträumtes wirkliches. (Johann Wolfgang von Goethe)