🎶 Uraufführung an der neuen Riesenorgel im Stephansdom Wien 🎶
Am 22. Mai 2024 wurde im Stephansdom in Wien ein besonderes musikalisches Ereignis gefeiert: die Uraufführung der Werke "Toccata für Andrea" und "Missa Brevis" von Jackson Xavier Kizhavana. Diese Aufführung markierte einen wichtigen Meilenstein in der Karriere des jungen indischen Komponisten und Pfarrers, der als Kaplan in Strebersdorf tätig ist. Kizhavana studierte mehrere Jahre am Diözesankonservatorium Wien, wo er auch von mir, in meiner Orgelklasse, ausgebildet wurde.
TOCCATA FÜR ANDREA
Jackson Xavier Kizhavana schuf die "Toccata für Andrea" auf Auftrag seiner Orgellehrerin, inspiriert von der berühmten Toccata von Widor aus der V. Symphonie. Dieses Werk verbindet westliche und indische musikalische Elemente zu einem einzigartigen Klangerlebnis. Kizhavana wurde von mir ermutigt, neue Stilrichtungen zu erkunden und die Toccata entsprechend diesen Einflüssen zu gestalten.
Die Komposition beginnt mit einer dynamischen Motorik in den Händen und einem kraftvollen Bassmotiv, das an Widor erinnert. Die charakteristischen kreisenden Motive entwickeln sich zu komplexen Tonleiterstrukturen mit indischem Einfluss, die die Orgel bis zu den höchsten Tönen herausfordern. Das rhythmische Pedalmotiv wandelt sich in ein anspruchsvolles Oktavenmotiv, das hohe technische Fertigkeiten erfordert.
Ein lyrischer Mittelteil, geprägt von großen Akkordzerlegungen und indischen Melodien, schafft einen träumerischen Kontrast zu den kraftvollen Anfangsmotiven. Diese Passagen führen schließlich zurück zum Hauptthema, das in einem grandiosen Finale mit mächtigen Akkorden gipfelt, begleitet von improvisierten Pedalpassagen.
Entstehungsgeschichte der Toccata
Der Komponist begann seine Arbeit an der "Toccata für Andrea" während seiner Zeit am Diözesankonservatorium Wien. Ursprünglich studierte er dort Orgel als Nebenfach, zeigte jedoch schnell ein großes Talent für Komposition. Durch die Anregung, neue musikalische Wege zu gehen und sich der Herausforderung einer Orgelkomposition zu stellen, entstand diese innovative Toccata. Die Unterstützung durch Fachliteratur, wie das Buch "Orgel für Komponisten", half ihm dabei, die spezifischen technischen Anforderungen des Instruments zu verstehen und umzusetzen.
Bedeutung und Zukunftsperspektiven
Die "Toccata für Andrea" ist ein beeindruckendes Beispiel für die Bereicherung der Orgelmusik durch neue Einflüsse und zeigt, wie Komponisten aus verschiedenen kulturellen Hintergründen die Klangwelt der Orgel erweitern können. Die Uraufführung im Stephansdom in Wien war ein starkes Statement von Jackson Xavier Kizhavana und unterstreicht seinen Beitrag zur internationalen Orgellandschaft.
Dieses Werk verdeutlicht die Bedeutung, neue stilistische Wege in der Orgelmusik zu gehen, und hat das Potenzial, in vielen zukünftigen Konzerten ein breites Publikum zu begeistern.
Uraufführung der "Missa Brevis" von Jackson Xavier Kizhavana im Stephansdom Wien
Die "Missa Brevis" von Jackson Xavier Kizhavana wurde zum ersten Mal am 22. Mai 20024 der Öffentlichkeit präsentiert. Diese Aufführung war ein herausragendes Ereignis im Rahmen des feierlichen Gottesdienstes.
Die "Missa Brevis" umfasst die liturgischen Teile Kyrie, Gloria, Sanktus und Agnus Dei, welche alle von Jackson Xavier Kizhavana meisterhaft komponiert wurden. Ein besonderer Höhepunkt war das Agnus Dei, das durch die glanzvolle Darbietung der Sopran-Solistin Tèréz Illes in Begleitung von mir an der neuen Riesenorgel zu einem tief berührenden Erlebnis wurde. Kyrie, Gloria und Sanktus wurden von einem Vokalensemble des Diözesankonservatoriums Wien einfühlsam "aus der Taufe" gehoben.
Zusätzlich zur "Missa Brevis" wurde das Programm durch bedeutende Werke klassischer Komponisten bereichert. Gustav Mahlers "Urlicht" und die Arie aus der Pfingstkantate von J.S. Bach fügten sich nahtlos in die feierliche Atmosphäre ein und boten den Zuhörern eine wunderbare musikalische Vielfalt.
Ein weiteres Highlight des Abends war die Darbietung des "Perger-Präludium" von Anton Bruckner zur Gabenbereitung. Diese Interpretation rundete im Bruckner-Jahr die Messe auf eindrucksvolle Weise ab und ehrte das musikalische Erbe Bruckners in besonderer Weise. Radio Klassik sendete die Interpretation von mir an der Riesenorgel im Stephansdom am 28. Juli 2024 in Orgel City Vienna.
Uraufführung meiner eigenen Komposition im Stephansdom Wien
DIE WEISUNG GOTTES IST GERECHT
Dies ist eine kleine Orgelfantasie über den Choral aus GLalt 535/4. Zu diesem Thema entstand sofort ein inneres Bild in mir: Die mächtigen Klänge zu Beginn im 4/4-Takt, die den Choral zitieren, stehen für mich für die "Weisung Gottes".
Doch was geschieht danach?
Mir kam sofort ein zweistimmiges Pedalmotiv im 3/4-Takt in den Sinn, das wie ein Rad dahin läuft – immer in Bewegung, immer in Dynamik. So laufen wir durch unser Leben oder werden durch unser Leben getrieben, immer heftiger. Wir werden im Kreis gedreht! Nach dem "Rad-Motiv" folgt ein Orgelpunkt, über den sich beißende Kaskaden in den Händen bis zum höchsten Ton aufschichten, so wie wir oft im oder vom Leben "gebissen" werden und letztlich die Sicht für das Wesentliche verlieren. In den „schrillen Tönen des Alltags“ können wir die innere Stimme nicht mehr hören. Die Beschleunigung steigert sich noch einmal, der Takt wechselt von 3/4 auf 2/4. Oben bei den Kaskaden beim höchsten Ton angelangt, stürzen diese in die Tiefe, bis sie am Orgelpunkt enden - so wie wir, wenn wir nicht auf die innere Stimme hören, irgendwann in uns einstürzen oder abstürzen. Erst dann kehrt Stille in uns ein (Orgelpunkt solo), der Takt kehrt zurück in 4/4, in die Ruhe des Beginns. Erst dann öffnen wir uns wieder und können die, nun nur noch leise Stimme Gottes in uns hören (Orgelpunkt wechselt auf einen anderen Ton) - es folgt im Piano als Ende der Choral.