von Andrea Pach
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13 Sept., 2022
Kreativität, was ist das eigentlich? In den letzten Jahren begegnet man diesem Begriff – als „Stein des Weisen“ – in den verschiedensten gesellschaftlichen Sparten wie Unternehmensberatung, Marketing, Coaching, Psychologie, Begabtenförderung, Begabungsforschung und in unterschiedlichsten Interpretationen sowie Ausprägungen im Bereich der Pädagogik. Kreativität sei des Rätsels Lösung zur Förderung des menschlichen Geistes, vor allem die Erweckung dieser Eigenschaft. Zahlreiche Techniken versprechen hierfür hilfreich zu sein wie z.B. für Gruppenaktivierungen die Provokationstechnik, Kartenabfrage, Semantische Kombinationen und Mind Map bis hin zur Technik des themenlosen Handelns, wie Malen zur Musik oder als „Geheimtipp“ die Empfehlung des Kopfstandes. Doch was nützt z.B. das am schönsten gezeichnete Mind Map ohne besondere Einfälle? Oder was bringt die beste Gruppenaktivierung in einer Gruppe mit geringem kreativem Potenzial? Enttäuschung ist oft die Folge. Was sind die Voraussetzungen, um überhaupt einen „Ein-fall“ haben zu können?Creare ist das lateinische Wort für Kreativität und gehört zum Wortstamm Creator – der Schöpfer. „Veni creator Spiritus“ (Komm Schöpfergeist) besingt der gregorianische Pfingsthymnus die Kraft der Kreativität und erklärt mit „mentes tuorum visita“ (besuche den Geist der Deinen) den Ursprung dieser faszinierenden Schöpferkraft. Weiters heißt es in der Bibel: “Ihr sollt sein, wie die Kinder“ – wie sind Kinder? Singend und tanzend in ständiger Bewegung suchen sie tönend nach ihrem Selbstausdruck. Wir stehen vor einer geballten Ur-Kreativität, die offensichtlich jeder Mensch, von Gott geschenkt, als Kind mitbringt und im Spiel – ein selbstvergessenes Tun, nach dem Prinzip von „trial and error“ – umsetzt. Thomas Alva Edison ist hierfür ein Beispiel eines Erwachsenen, der für sich diese Eigenschaft aus seiner Kindheit retten konnte, als er nach der 1000ten gescheiterten Glühbirne bloß meinte: „Jetzt weiß ich wenigstens, wie es nicht geht“ und fröhlich weiter experimentierte, also die gewonnenen Erfahrungen und Erkenntnisse solange neu kombinierte, bis sie zum ersehnten gelungenen Ergebnis führten. Kann es sein, dass wir vielleicht die kindliche „Lust am Spiel“, im Prozess des Erwachsen werdens auf ein Erwachen des Geistes, als „Lust am Spiel mit den Gedanken“ lenken sollten? Das Spiel mit den Gedanken, die Fähigkeit zur freien Assoziation, ist Voraussetzung um Sinnbezüge zwischen – im ersten Augenblick – nicht zusammengehörenden Disziplinen herzustellen. Nur – dies setzt neben der Fähigkeit zur Assoziation voraus, dass etwas da ist, das wir assoziieren können. Also ein Überblick über wesentliches Wissen aus unterschiedlichen Disziplinen vorhanden ist, demnach in der Schule ein ausreichender Speicher mit Vernetzung im Gehirn geschaffen wurde (mehr darüber im Artikel „Musik in der Pädagogik das 21. Jahrhunderts“). Sind diese Voraussetzungen gegeben, kann der eigentliche Prozess von „creare“ – dem Schöpfen aus dem Vollen – beginnen. Wir blicken aus der Vogelperspektive auf ein Riesen Mind Map und knüpfen, je nach gestellter Aufgabe, die nötigen Verbindungen! Der kreative Prozess beginnt und benötigt einen Auslöser – die Sehnsucht nach einem Ziel und zwar nach sinnvollem schöpfungsgerechtem Neuen (Veni creator Spiritus) – der die Aufmerksamkeit bündelt und auf einen Focus lenkt – die Gedankenstille ist der Magnet für den Geistesblitz (mentes tuorum visita)! Kann es etwas Schöneres geben, als diesen Augenblick des „Ein- falls“, in dem uns Gott berührt?